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Aus diesen verschiedenen Elementen lassen sich mit den Methoden der religions-wissenschaftlichen Forschung durchaus verlässliche Aussagen über die religiösen Grundvorstellungen prähistorischer Menschen machen. Denn alle diese vor-monotheistischen Religionen folgten zyklischen Weltbildern von ewiger Wiederholung, deren ewiges Kommen und Gehen eine tiefe religiöse Dimension erfuhr. Der Durchgang durch das Nicht-Sein des Todes wurde dabei als ein Akt geheimnisvoller Neuschöpfung erfahren. Dem Tod selbst kam eine untergeordnete Bedeutung zu, während die Erhaltung, Mehrung und Wiederkehr des Lebens im Mittelpunkt der religiösen Bemühungen stand. Die überlieferten Mythen beschreiben diesen Zusammenhang sehr klar. Sie zeichnen eine von Geistwesen und Schöpfungskräften erfüllte Welt, zu der die einzelnen Völker in eine jeweils unterschiedliche Beziehung treten – wodurch ihre jeweilige kulturelle Eigenart, Sprache und Religion entstanden ist.
Die Naturreligionen der Frühzeit stehen in einem starken Kontrast zu unserer heutigen naturwissenschaftlichen Weltsicht, wonach alles Leben aus einem uranfänglichen Knall entstanden ist und sich linear-evolutionär weiterentwickelt hat. Tatsächlich aber liefert das zyklisch ausgerichtete Konzept von der Wiederkehr und dem ständigen Gestaltwandel des Lebens, von dem die Naturreligionen ausgehen, ein ebenso in sich stimmiges Erklärungsmodell der Welt und des Seins. Es ist also ungemein spannend, beide Konzepte – ohne einen Wahrheitsanspruch geltend zu machen – miteinander zu vergleichen. Was aber jedem Betrachter bei genauerem Hinsehen sogleich auffallen wird, dass sind die unterschiedlichen "ökologischen Konsequenzen", die sich aus den verschiedenen Weltsichten ergeben: Allen Naturreligionen nämlich liegt das Bemühen um harmonischen Einklang mit der beseelten und belebten Natur zugrunde! Auch deswegen ist die wissenschaftliche Beschäftigung mit den zyklischen Strukturen schriftloser Naturreligionen ein so ergiebiges und interessantes Arbeitsfeld. |